Vor einigen Wochen haben wir eine 5-teilige Videoreihe mit dem Top-Ökonom Dr. Daniel Stelter auf unserem YouTube-Kanal veröffentlicht, im Zuge dessen uns zahlreiche Fragen erreicht haben, die wir Herrn Dr. Stelter in einem persönlichen Gespräch entsprechend gestellt haben und seine Antworten können Sie nun in unserer dreiteiligen Blog-Serie nachlesen.
Claus Roppel: Einige Zuschauer sehen den sogenannten „Great Reset“ auf uns zukommen. Unter dem „Great Reset“ verstehen viele Menschen übrigens eine bewusst herbeigeführte Initiative der Politik und Weltwirtschaft, die eine Neugestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft anstrebt. Demnach wird durch die Instrumentalisierung der Pandemie eine Neugestaltung unseres Wohlstandes und der Weltwirtschaft vorgesehen. Sehen Sie ebenfalls den „Great Reset“ oder sind das Ihrer Meinung nach nur Gerüchte?
Dr. Daniel Stelter: Ich persönlich bin kein Freund oder Anhänger von Verschwörungstheorien. Ich bin da ein bisschen skeptisch. Ich glaube in die Diskussion, in die wir da laufen, sind wir wirklich gefangen und kommen auf keinen grünen Zweig. Aber so einen „Great Reset“ im Sinne einer Revolution von oben, so wie es faktisch deren Credo ist, davon bin ich nicht überzeugt. Ich bin immer skeptisch, wenn solche Dinge in den Raum gestellt werden.
Wir sollten die Sachlage rationaler betrachten, als es die meisten Menschen tun. Derartige Themen wie der „Great Reset“, also das bewusste Niederwälzen der Weltwirtschaft, bewirkt viel eher eine Verhinderung von offenem Wandel. Vieles davon ist auch Propaganda, damit die entsprechenden Profiteure eben dieser Propaganda den bevorstehenden Wandel so gestalten können, dass er ihnen am meisten nutzt. An so was wie den „Great Reset“ im klassischen Sinne wie er meist ausgelegt wird, glaube ich prinzipiell einfach nicht.
Ich glaube aber, dass es Veränderungen geben wird. Allein schon wegen Corona. Dabei handelt es sich jedoch um bereits vorhandene Trends, die lediglich eine Beschleunigung durch die Pandemie erfahren. Denken wir an das Thema Digitalisierung. Oder denken wir an das Thema mit den Verteilungsdiskussionen und viele andere Baustellen. Das lag alles schon in der Luft, und das wird jetzt nur nochmal durch die Corona-Krise verstärkt. Und teilweise bietet die Corona-Krise auch die perfekte Ausrede, um Dinge in die Umsetzung überzuleiten, die andernfalls auch so später gekommen wären.
Claus Roppel: Stichwort Digitalisierung: Wie denken Sie über die Digitalisierung und den Verlust von mindestens 50 Prozent der Arbeitsplätze weltweit? Ist das eine Aussage, die man so gelten lassen kann? Und dass die Demografie zu einem autoritären Verteilungssystem geführt wird – Enteignung, Verstaatlichung usw.?
Dr. Daniel Stelter: Die einen sagen, die Digitalisierung wird zu einem massiven Verlust der Arbeitsplätze führen. Die anderen sagen, die Menschheitsgeschichte lässt uns erkennen, dass dem nicht so sein wird. Schaut man in die Historie, so hat man damals gesagt, als die Nähmaschine kam, es gibt in Zukunft Massenarbeitslosigkeit wegen der Nähmaschine. Aber sie kam nicht. Dann hat man gesagt, wenn andere technologische Fortschritte kommen, gibt es Massenarbeitslosigkeit. Auch diese gab es jedoch nicht. Die Arbeitswelt befindet sich einfach in einem stetigen Wandel.
Ich glaube, mit Blick auf die demografische Entwicklung, in Deutschland muss es keine schlechte Nachricht für uns sein, wenn wir mehr Roboter und Automatisierung bekommen. Wir können diese Entwicklung auch vor dem Hintergrund betrachten, dass jemand, der in Rente geht, durch Maschinen ersetzt wird, um eine Lücke zu füllen. Und die neuen Generationen bekommen durch die fortschreitende Entwicklung neue Arbeitsmöglichkeiten geliefert. Ich finde wir sollten es als Chance betrachten, wie es auch die Japaner tun. Wir sollten nicht so pessimistisch sein.
Natürlich bedeutet es einen Wandel im Bereich der Ausbildungen und Tätigkeiten. Es ist eine Anforderung, dass die Menschen mehr in ihre Qualifikationen investieren. Aber es gibt auch Studien von McKinsey, die besagen, dass es gerade in der Zusammenarbeit Mensch-Maschine ein enormes Wachstum geben wird. Also entweder man glaubt an das Positive hinter dem Wandel der Zeit, oder man sieht alles negativ, verpasst durch diese Haltung dann aber auch wertvolle Chancen.
Claus Roppel: Okay, schreiten wir zum nächsten Thema. Immobilien kaufen? Würden Sie noch in Immobilien investieren?
Dr. Daniel Stelter: Gut, zum einen haben wir es mit einer Politik zu tun, die in den letzten Jahren die Zuwanderung sehr stark gefördert hat. Die Zuwanderung führt natürlich auch zu einer höheren Nachfrage nach Wohnraum, und führt damit auch entsprechend zu Knappheitserscheinungen. Vor allem wenn unsere Politik in Berlin zugleich den Zuwachs an Wohnraum massiv behindert. Da gibt es eine logische Konsequenz: Höhere Nachfrage und nicht wachsendes Angebot. Darüber hinaus gab es auch so bereits eine Zuwanderung.
Einige Städte haben überproportional davon profitiert und der entsprechende Ausbau an Wohnraum wurde gleichzeitig jedoch verhindert. Ich spreche vor allem von Berlin, wo viele Flächen einfach nicht bebaut werden dürfen, obwohl man diese theoretisch bebauen könnte. Besonders Tempelhofer Feld, ein Bereich der überwiegend bebaubar wäre. Dort könnte man sehr viel Wohnraum schaffen. Und das wird natürlich von der Politik verdrängt. Die Politik sagt natürlich stattdessen, wir müssen jetzt anders agieren, und das ist schon mal schlecht. Denn sie sucht nach Ausreden, um die eigentlichen Probleme verdrängen zu können.
Das Zweite ist, dass wir ein politisches Versagen bezüglich des Vermögens in Deutschland sehen; Betriebsvermögen, Geldvermögen, Immobilienvermögen. Beim Betriebsvermögen möchte man immer zurückschrecken, weil man sagt, man möchte die Firmen nicht belasten. Beim Geldvermögen wird immer gesagt, wir haben ohnehin keine Zinsen. Vor allem die kleinen Leute sind es, die in Geldvermögen sparen. Also nehmen wir einfach Immobilien. Und da wird dann gerne beschlossen, die Grundsteuer zu erhöhen, oder irgendwelche anderen Abgaben für Immobilien zu schaffen. Und die Immobilie hat den großen Vorteil, nicht weglaufen zu können. Das ist ein Grund, so glaube ich zumindest, weshalb die Immobilienbesteuerung nach oben gehen wird.
Wir haben eine Bevölkerungssteigerung durch die Zuwanderung gehabt. Das wird sich in diesem Stil aber nicht fortsetzen lassen. Davon gehe ich zumindest aus. Es wird zumindest politisch nicht gewünscht sein. Das heißt, wir sprechen von einem Rückgang der Bevölkerung und wir haben dann mehr Rentner. Die Schrumpfung der Bevölkerung kommt in zwei Jahrzehnten. Und das wird dann den Wohnungsmarkt sowieso entspannen. Wir sehen es jetzt auch schon in einigen deutschen Regionen, wo die Bevölkerung schrumpft und wo Immobilien leer stehen. Und dort denkt man nach, ob man in Immobilen investieren sollte. Vor allem wenn in Deutschland dieses Preisniveau besteht.
Was die meisten vergessen ist aber das Klumpenrisiko. Wenn die Menschen ihre Vermögensposition anschauen, so haben die Meisten in der Regel ihr ganzes Einkommen in Deutschland. Die Rente ist in Deutschland, sie haben ihre Lebensversicherung in Deutschland, und dann haben die Leute auch noch selbst genutzte Immobilien in Deutschland. Werden dann zudem noch weitere Immobilien in Deutschland gekauft, besteht ein Klumpenrisiko. Ich würde doch eher dafür plädieren, dass man sein Geld darüber hinaus möglichst global investiert. Auf diese Weise wird es möglich sein, von der wirtschaftlichen Entwicklung in anderen Regionen der Welt zu profitieren.
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